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Das Walburgakirchlein!

Fährt man von Oberviechtach nach Niedermurach, so gelangt man nach circa zwei Kilometern, kurz nach der Abzweigung Antelsdorf-Dietersdorf, rechts auf einer kleinen Anhöhe, in einem Wäldchen versteckt, zu einem Kirchlein, das der Heiligen Walburga geweiht ist. Zu Fuß erreicht man das Wanderziel auf dem Denkmalwanderweg Nummer 1.

Schlicht und einfach ist sein Bau und seine Innenausstattung, erbaut um 1720. An beiden Giebelseiten stehen unten starke Granitsteine zahnförmig vor, ähnlich wie an der Wieskirche in Niedermurach. An der Decke des Kirchleins fand sich einst das Wappen der Muracher, jetzt übertüncht.

Der Altar ist mit zwei gewundenen, von Reben umflochtenen Säulen und dem Bild der Heiligen Walburga ausgestattet, daneben auf Postamenten zwei heilige Pilger, nämlich Wunibald und Willibald, die Brüder der Heiligen Walburga.

Von dem Kirchlein wird berichtet, dass es „1718 in einem verfallenen Zustand dargelegen haben soll und danach wiederum durch eine wunderbarliche Anzeigung aufs Neue erbaut wurde“. Die Erneuerung geschah auf Veranlassung und hauptsächlich auf Kosten der Frau von Murach.

Bey dieser Arbeit ist ein in die Erden versunkener Altar und unter diesem in einem Grab die Gebeine eines Menschen (glaublich, des Stifters dieser Kapelle) gefunden worden.“

Die Sage berichtet über die Walburgiskapelle: „Zu der Zeit, als von einer ersten Kapelle nur mehr verfallene Mauerreste zu sehen waren, bestellt der Bauer Schießl seinen in der Nähe des Kirchenhügels gelegenen Acker. Den ganzen Vormittag konnte er eine Frau beobachten, die unermüdlich Steine und Erde aus der Ruine trug. Er holte Nachbarsleute aus dem Dorfe (Antelsdorf / Dietersdorf) herbei und auch sie konnten die fremde Frau arbeiten sehen. Endlich kam man darauf, dass es die Heilige Walburga selber war.“

Rasch ging es nun an den Neubau des Kirchleins. Gerne halfen die Leute bei den Aufräumungsarbeiten. Dabei kam ein in die Erde versunkener Altar zum Vorschein, darunter eines Menschen Gebeine.

Nach fleißiger Gemeinschaftsarbeit wurde am Walburgistage (25. Februar) des Jahres 1724 das neue Kirchlein eingeweiht. Auf die Fürbitte der Heiligen Walburga sollen seitdem schon zahlreiche Gebetserhöhungen stattgefunden haben (Senft: „Das Bezirksamt Oberviechtach“, 1928).

Die Heilige Walburga ist Patronin der Landleute, der Haustiere und erweist als mächtige Fürbitterin ihre Hilfe für das Gedeihen der Feldfrüchte, bei Hundebissen und Tollwut. Abgebildet wird sie als Äbtissin im schwarzen Benediktinerhabit mit Stab und Regelbuch und einem Ölfläschchen, drei Ähren in der Hand, weil sie ein Kind von dem Hungertod errettete. Hierauf geht die Bauernregel zurück: „Georgi gibt Walburga die Ähren in die Hand.“

 

In die Denkmalliste „Die Kunstdenkmäler von Bayern – Bezirksamt Oberviechtach“ ist das Kirchlein wie folgt eingetragen:

Katholische Kapelle Sankt Walburga, an der Straße von Niedermurach nach Oberviechtach. Matrikel R., Seite 252.

P. Anselmus Goudin, Benediktinisches Weltwunder, vorgestellt in der Heiligen Prozession der Äbtissin Walburga, Eichstätt 1724, Seite 131 bis 134.

P. Anselmus Goudin (Seite 131 bis 134) erzählt, wie 1718 „die alte und ganz verfallene Kapelle zwischen Viechtach und Niedermurach, welche vor Zeiten (wie in einer alten Regensburgischen Diözesan-Matrikel findig) zu Ehren des Heiligen Kreuz Christi und der Heiligen Walburga eingeweihet gewesen, wiederum durch eine wunderbarliche Anzeigung auf das neue erbauet worden.“

Die Kapelle stammt aus dem Mittelalter. Die Erneuerung geschah auf Veranlassung und hauptsächlich auf Kosten der Frau von Murach; „bei dieser Arbeit ist ein in die Erden versunkener Altar und unter diesem in einem Grab die Gebeine eines Menschen gefunden worden“, (glaublich, des Stifters dieser Kapelle.)

Schlichter Bau auf einem Hügel, dreiseitig geschlossen, Tonnengewölbe. Um 1720. Zu beiden Seiten der Giebelseite stehen unter starke Granitsteine zahnförmig vor, ähnlich wie an der Wieskapelle in Niedermurach. An der Decke der Kapelle das Wappen der Muracher (wurde bei Renovierungen übertüncht.)

Altar mit zwei gewundenen, von Reben umflochtenen Säulen, mit Statue Sankt Walburgas, daneben auf Postamenten zwei Heilige Pilger. Gefällig. Barock, kostümlich interessant.

 

Anmerkung des Schreibers.: Bei den beiden „zwei heiligen Pilgern“ handelt es sich nach großer Wahrscheinlichkeit um die Brüder der Heiligen Walburga, links der Heilige Willibald (mit Bischofsstab) und rechts der Heilige Wunibald (mit einem Laib Brot in der Hand) dargestellt. Auch der ehemalige Pfarrherr von Niedermurach, Pfarrer Hans Kraus, war dieser Meinung.

  

Reges Leben und Treiben herrschte am Walburgistage bei der Kapelle, weiß die Geschichte des Kirchleins zu berichten. Krämer hatten ihre Stände aufgestellt, und boten Waren feil. Denn bis etwa 1780 war es ein gern besuchter Wallfahrtsort. Nach einem ergebnislosen Rechtsstreit wegen der Standgelder war der Jahrmarkt eingegangen. Zudem wurde 1785 der Namenstag „Walburga“ als Feiertag abgeschafft, was wohl den Pilgerstrom versiegen ließ.

Obermurach, im Mai 2007
Kreisheimatpfleger Hubert Teplitzky

 

Quellen:
Die Kunstdenkmäler von Bayern- Bezirksamt Oberviechtach, „Niedermurach – Katholische Kapelle Sankt Walburga“ – R. Oldenbourgverlag München: Das Bezirksamt Oberviechtach. 2. Teil: Sage und Volksglaube, Seite 64, - Landkreis Oberviechtach, in Vergangenheit und Gegenwart, 1970, Verlag für Behörden und Wirtschaft, R. Alfred Hoeppner, Aßling/Obb. und München (Hg.), Niedermurach, Pfarrkirche Sankt Martin.

Eigene Feststellungen.

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