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100 Jahre Expositur Pertolzhofen 1917 bis 2017

Die Vorgeschichte, die Schwierigkeiten beim Selbstständig werden und die Seelsorger in diesen einhundert Jahren.

Eine Zusammenstellung von Kirchenpfleger Josef Hoch.

Wenn man über die Geschichte der Expositur Pertolzhofen berichten will, die im Jahr 2017 ihr „Einhundertjähriges“ feiern konnte, so muss man vor allem auf die Vorgeschichte zurückblicken. Bereits im dreizehnten Jahrhundert wurden mit der Kirchenverfassung der Filialkirche von Pertolzhofen, die Rechte und Pflichten gegenüber der Pfarrei Murach (Niedermurach) festgeschrieben. Pertolzhofen gehörte schon immer zur Pfarrei Niedermurach. Wie man aus dem nachfolgenden Bericht entnehmen kann, kam es aber in allen Generationen zu Streitigkeiten zwischen Pertolzhofen und Niedermurach.

Um zu klären, was eigentlich eine Expositur ist, habe ich von Herrn Pfarrer Rösl folgenden Text erhalten:

Expositur kommt aus der lateinischen Sprache, ex = aus, heraus und positur = gestellt, gelegt. Expositur ist also ein abgegrenzter, selbstständiger Seelsorgebereich.

Im Lexikon für Theologie und Kirche heiß es:
Expositur ist gemäß Teilkirchenrecht ein innerhalb einer Pfarrei abgegrenzter, aber noch nicht durch kanonische Teilung ausgeschiedener Gebietsteil, der eine praktische seelsorgliche und oft auch vermögensrechtliche Selbständigkeit genießt. Dem geistlichen Leiter (Expositus) ist die selbstständige Erledigung gewisser Amtsgeschäfte übertragen. Diese Expositur wird im  Kirchenrecht auch als „Quasi-Pfarrei“ bezeichnet und es steht unter Canon 516 §1: „Wenn das Recht nicht anderes vorsieht, wird der Pfarrei die Quasipfarrei gleichgestellt, die eine bestimmte Gemeinschaft von Gläubigen in einer Teilkirche ist und einen Priester als eigenen Hirten anvertraut wird, die aber wegen besonderer Umstände noch nicht als Pfarrei errichtet ist.“

Pertolzhofen wollte also schon immer selbständig sein, doch es war durch verschiedene Umstände nicht möglich. Über viele Jahrhunderte war der Kaplan oder Vikar von Pertolzhofen vom Pfarrer aus Niedermurach abhängig. Daraus ergaben sich immer wieder Schwierigkeiten und Differenzen. Soviel zur Erklärung, was eigentlich eine Expositur ist.

Um den Rahmen dieser Zusammenstellung nicht zu sprengen, habe ich nicht alle Streitigkeiten und manche in gekürzter Form von Rudolf Weiß übernommen. Außerdem wurden von mir zusätzliche Erklärungen eingefügt, da damalige Bezeichnungen und Ausdrücke in unserer Zeit nicht mehr allen bekannt sind. Bis es zur selbstständigen Expositur Pertolzhofen kam, war es ein langer, sehr schwieriger Weg.

Am allerwenigsten wurde dabei auf die Belange der Bevölkerung und deren religiöse Bedürfnisse Rücksicht genommen. Leider standen Vormachtstellungen und Geldangelegenheiten meist im Vordergrund.

Aus der Geschichte von Pertolzhofen von Rudolf Weiß, veröffentlicht im damaligen Kirchenanzeiger, dem Liebfrauenboten der Jahrgänge 1963 bis 67 habe ich folgendes zur Expositur Pertolzhofen entnommen:

Einen großen Teil der Rechte, die der Expositur 1917 (wieder) verliehen wurden, hatte Pertolzhofen bereits im Mittelalter. In der Urkunde von 1465 über die Kirchenverfassung der Filialkirche Pertolzhofen (Sta. Amberg fasc. 81 Amt Murach Nr. 1564 A2) werden diese Rechte „auf ewiglich ohne Abänderung u. Wiederrede“ von Friedrich, Landgraf v. Leuchtenberg, Graf zu Hals und Vitztum zu Amberg beurkundet: 

Zum ersten soll ein jeder Pfarrer zu Niedermurach stetigs einen Kaplan haben. Derselb soll in dem Würdigen Gotteshaus zu Pertolzhofen singen all Sonntag und Feiertag durch das ganze Jahr, als einer Kirch Sitt und Gewohnheit ist (singen = ein Hochamt halten).  Desgleichen all Mittwoch und Freitag und all Samstag und in den Fasten all Erichtag (= Dienstag) ewiglich alle Wochen Meß lesen“. 

Des Weiteren werden darin noch alle Festtage aufgezählt, an denen in Pertolzhofen Messe oder Vesper gehalten werden musste. Der Kaplan von Niedermurach wurde von Pertolzhofen bezahlt. Pertolzhofen hatte dafür den Zins von folgenden Anwesen bestimmt: 

Anderthalb Höfe von Schöntann, einen Hof zu Wagnern und die Mühle zu Pertolzhofen. Diese mussten jährlich 4 Pfund Regensburger Silberpfennige aufbringen. Diese Summe hoben die Zechleute (Kirchpfleger) ein. Pertolzhofen hatte also eine eigene Kirchenverwaltung (die Kirchenrechnungen der Jahre 1487; 88; 96; 1501; 08; 09; 10; 12 und 1514 sind erhalten).

Selbstverständlich hatte Pertolzhofen auch einen Mesner „Dem Pfarrer von Murach  müssen die Zechleute und der Mesner zu Pertolzhofen Treue schwören“. Auch ist aus dieser Urkunde ersichtlich, dass in Pertolzhofen Taufe, Beichte, Kommunion, Hochzeit und die Aussegnung der Kindsbettnerinnen gehalten wurden (sechs Wochen nach der Geburt eines Kindes beteten früher die Frauen, vom Priester begleitet, von der Kirchentüre zum Altar, um für die glückliche Entbindung und das geschenkte Kind zu danken. Als Ministrant bei Exp. Hackl kann ich mich noch an dieses „Fieresegnen“ erinnern). Die Pertolzhofener brauchten dazu nicht nach Niedermurach gehen. Über Beerdigungen in Pertolzhofen sagt diese Urkunde nichts aus. Sicher ist, dass die Hofmarksherrschaft bis 1520 ihr Begräbnis in der Klosterkirche zu Reichenbach hatte. Nach der Einführung der Reformation (bei uns 1556 durch Ottheinrich v.d. Pfalz) war Pertolzhofen längere Zeit ohne Gottesdienst. 1562 kam  ein Vertrag zwischen Thomas Philipp v. Niedermurach und Gabriel v. Pertolzhofen zustande. Der Pfarrer von Niedermurach muss nun einmal am Samstag predigen und Kinderlehre halten, die Woche drauf am Sonntag, abwechselnd.

1563 entstand bereits ein Streit. Pertolzhofen war von einer schweren Seuche betroffen worden. Der Pfarrer habe sich aber nicht um die Kranken gekümmert, die Hochzeit nicht in Pertolzhofen gehalten und Kinder nur in Niedermurach getauft. Auch sei im ganzen Jahr nur an Kirchweih und an einem Sonntag der Pfarrer von Dieterskirchen hier gewesen und habe Gottesdienst gehalten. Die Zechleute von Pertolzhofen zahlten dem Pfarrer von  Niedermurach die Jahresbesoldung nicht aus, die Pertolzhofener waren mit dem lutherischen Pfarrer unzufrieden. 1568 beendete Fürst Ludwig den Streit, zuerst wurde Gabriel v. Pertolzhofen verwarnt, „er dürfe nicht das Volk vor dem Badhaus zusammenrufen und also dem selbigen zu Schimpf und Spott und Verkleinerung der Ministeri das Evangelium vor dem Badhaus vorlesen. Auch Pfarrer Schmidt darf nicht gleich, wenn das Geld nicht da ist, den Gottesdienst aufgeben. Er muss sofort die Versehung der Filiale wieder aufnehmen.“ (StA.Geistl.Sachen Nr.1891)

Am Freitag nach Laurenti (10.8.) 1570 wurde der Vertrag neu gefasst. Von jetzt an ist jeden Sonntag Gottesdienst in Pertolzhofen und zwar im Winter um elf, von Ostern bis Michaeli (29.9.) um 6 Uhr vormittags. „und soll der Pfarrer gewißlich wiederumb heroben in Murach sein und sein Kirchdienst allda auch verrichten.“ 

Hans Siegmund v. Pertolzhofen reicht 1594 eine Beschwerde über den Pfarrer bei der Regierung ein:
Der Pfarrer versieht die Filiale nicht mehr! Albrecht v. Murach als Herr der Muracher Kirche antwortet, der Pfarrer und die ganze Gemeinde beklagen sich, dass der Pfarrherr zu harter Winterszeit  den weiten Weg nach Pertolzhofen machen muß, um für 20 oder 30 zu predigen, während in Murach 300 warten müssen. Lieber will Murach selber die 16 Gulden zahlen, als immer auf den Pfarrer warten zu müssen.

Pertolzhofen hätte selber den Vertrag gebrochen, da es den Schulmeister von Altendorf zum Taufen nach Pertolzhofen geholt habe. Pertolzhofen beteuert, den Vertrag stets gehalten zu haben. Es klagt, dass hier die armen Leute ohne Gottes Wort wie das unvernünftige Vieh leben müssten. 1595 beendet die Regierung den Streit. Es bleibt alles beim alten (STA fase. 38 Nr. 1625).

1596 bringt der Pfarrer von Niedermurach auch wieder Klagen über Pertolzhofen bei einer Visitation vor: Sie hielten die Kirchenordnung nicht; die Läutgarben bringen sie nicht nach Niedermurach; der Mesner von Pertolzhofen beansprucht sie auch (Abgabe für das Glockenläuten, eine Garbe ist ein Bündel Getreide mit reifen Ähren. Mit meinem Onkel, der Mesner war, bin ich noch als Bub mit zum „Leitgoursammeln“ gegangen, aber damals wurde schon ausgedroschenes Getreide eingesammelt. Auch kann ich mich erinnern, dass er mir sagte, dass dies kein Almosen sammeln sei, sondern dass es sich hier um angestammtes Recht handle).

Außerdem verlangt man, die Pertolzhofener müssten bei schlechtem Wetter dem Pfarrer ein Pferd entgegen schicken. Die Visitation verweist die Streitenden an die Regierung. 1604 musste Statthalter Fürst Christian v. Anhalt wieder einen Streit zwischen Hans Thomas v. Pertolzhofen und Pfarrer Andreas Gravinus schlichten. Pfarrer Gravinus gab in seinem Bericht an die Regierung zwar zu, dass der Vertrag der Vorgänger wegen der Mittagssuppe mit dem Ableben beider Vertragspartner erloschen sei, doch habe er gleich mühselige Gänge und Beschwerden. So habe er auch den Kirchgesang selber verrichten müssen, weil der Mesner von Pertolzhofen keinen Buchstaben lesen und kein Gesetz allein singen konnte. Manchmal habe ihm der Junker dabei geholfen, doch ließen ihn seine Geschäfte selten in die Kirche kommen. Als der Schmied von Pertolzhofen eine Kindstaufe anmeldet und der Pfarrer nicht in der Filialkirche erschien, ließen Hans Thomas und der Schmied den Pfarrer von Weidenthal kommen, der in der Nacht das Kind taufte. Hans Thomas schrieb an die Regierung und Pfarrer Gravinus musste sich vor dieser verantworten. Er beklagte sich über den angetrunkenen Mesner von Pertolzhofen, der diese Taufe angemeldet habe. Als er einen Boten zu den Schmidleuten geschickt habe um das Kind herauf nach  Niedermurach zu bringen, habe Hans Thomas den Mesner wieder heraufgeschickt und verboten, das Kind heraufzubringen. Der betrunkene Mesner habe zum Mesner von Niedermurach gesagt, wenn der Pfaff nicht hinabgeht, so soll er nicht mehr sicher sein vor seinem Edelmann, wo er auf Wegen und Stegen ihn antrifft. Pfarrer Gravinus stellte nun die Versehung der Filiale ganz ein. Seine Familie und der Junker v. Niedermurach ließen ihn nicht mehr nach Pertolzhofen gehen. Gravinus wies die Regierung darauf hin, dass dem Hans Thomas nicht zu trauen sei. Er habe schon einmal einen lutherischen Pfarrer verprügelt.

Auf kurfürstlichen Befehl musste Gravinus im Januar 1607 die Versehung der Filiale wieder aufnehmen. Schon am 10. Februar des gleichen Jahres prallten Hans Thomas und Gravinus schon wieder zusammen, wegen der Hochzeitssuppe, die ihm aus der Taverne (Wirtshaus) nicht gewährt wurde. Gravinus bat nun die Regierung, da er durch Studien und Pfarrdienst überlastet sei und nach Pertolzhofen kaum eine Handvoll gepfarrt, (zur Filialkirche gehörende) man möge ihn als Sazellan (Schlosskaplan) entheben. Pertolzhofen möge sich selbst einen Pfarrer anstellen. Gleichzeitig schickte Gravinus aber 7 Artikel über eine Neufassung des Vertrags mit der Filiale ein. Hans Thomas wurde nun vom Kurfürstlichen Rat Solms persönlich angeschrieben. Er drohte mit der Entlastung des Pfarrers, so dass Pertolzhofen nicht mehr als Filiale versehen würde. Damit endet in den Archivakten diese Auseinandersetzung (StA Geistl Sachen Nr. 1944).

Im November 1629 kam für Hans Thomas der Befehl zur Ausweisung aus den bayerischen Landen des Kurfürsten, da er sich weigerte zum Katholizismus zurückzukehren. Nach der Ausweisung des Hofmarksherren, war Pertolzhofen immer noch Filiale von  Niedermurach: Diözesianmatrikel  1665: „Filialis B.V. Mariae zuo Pertolhofen in der Hofmark allda“

An regelmäßigen Gottesdiensten fanden in Pertolzhofen statt:

Die drei Kirchweihen, die sieben Frauentag und Weihnachten. Dafür erhielt der Pfarrer 16 Gulden (PaN). Beerdigungen fanden ebenfalls in Pertolzhofen statt. „Zwischen 1641 und 1676 sind vierzig Personen in Pertolzhofen beerdigt worden" (Pfarrer Raith 1876). Der Friedhof lag um die Kirche herum.

Von 1697 bis 1699 wurde in Pertolzhofen die Kirche erweitert. Man wünschte sich nun auch regelmäßige Gottesdienste in diesem schönen Gotteshaus. 1699 bestand die Möglichkeit, mit dem Pfarrer von Murach zu einem Vertag zu kommen, denn Dieterskirchen, das bisher vom Pfarrer von Murach aus versehen wurde, sollte wieder einen eigenen Pfarrer erhalten. Friedrich Ludwig v. Pertolzhofen nahm mit dem Junker und Pfarrer Götz von Murach Verhandlungen auf. 1701 war es so weit. Friedrich Ludwig zahlte die große Summe von 400 Gulden aus eigenen Mitteln. Davon erhielt der Pfarrer den Zins (5%) von jährlich 20 Gulden, 4 Gulden wurden jährlich aus dem Filialvermögen genommen, dazu kamen die 16 Gulden Zins von den früheren Zehent Höfen, zusammen also 40 Gulden. Die Kirchenpröpste mussten an Michaelis (29. September) dem Pfarrer diese Summe übergeben. Der Pfarrer von Murach verpflichtete sich, jeden dritten Sonn- oder Feiertagsgottesdienst in Pertolzhofen zu halten. Der Pfarrer müsse die Gottesdienste aber so legen, dass er an den Frauenfesten und den drei Kirchweihen selbst anwesend sein könne. Die Pertolzhofener erhielten allerdings keine kirchlichen Rechte. Taufe, Hochzeit und Beerdigung wurden in Murach gehalten. Die Fronleichnamsprozession fand am Sonntag nach Fronleichnam statt. Dafür erhielt der Pfarrer 1 Gulden und 30 Kreuzer. An Weihnachten fand ebenfalls ein Gottesdienst statt, das war ebenfalls im Vertrag festgelegt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts strebte Pertolzhofen eine Verbesserung seiner kirchlichen Stellung an. Hofmarksherr war nun der Müllersohn aus Pertolzhofen, der zuerst die Hofmark und 1790 den Adelstitel als Herr v. Gradl erwarb.

Aus dem Jahr 1791 ist ein Protokoll erhalten (PaN), dass uns zeigt, dass den Pertolzhofenern die Gottesdienste in der Marienkirche zu wenig waren: „Protokoll, abgehalten auf dem Pfarrhof zu Niedermurach 11. November 1791. Unter heutigem Dato erscheint bey hießig löblicher Pfarrey Wolfgang Bauer und Georg Lintl, beide Webermeister und Unterthanen zu Pertolzhofen im Namen dasiger Gemeinde mit bittlichem Ansuchen, dass ihnen aus freiem guten Willen schin ohne alle Consequenzen oder Schuldigkeit auf ein halbes Jahr, das ist Walburgis (früher 1. Mai) 1792 auch an jenen Sonn- und Feiertagen, an welchen der Pfarrgottesdiest nicht in der dasigen Filialkirche sondern in Niedermurach gehalten werden muss, eine heilige Meß möchte gelesen werden, wofür sie dann auch zu einiger Erkenntlichkeit 30 Gulden für dieses halbe Jahr der Pfarrei zu bezahlen sich anheischig machen und bereits 25 Gulden hiervon ganz erlegen.“

Der Pfarrer lehnte dieses Ansinnen nicht ab, weil ein Gesellpriester sich in Murach befand. Es wurde aber bestimmt, dass der Vertrag nur so lange gelte, so lange sich der Supernumerarius (Gesellpriester) in Murach befand – spätestens 1794 war jedoch der alte Zustand wieder hergestellt, ja es kam schon zu einer Beschwerde des Hofmarksherrn von Gradl, der Pfarrer halte den 3. Pfarrgottesdienst in Pertolzhofen nicht ein. Das Verhältnis zwischen Pfarrer und Filiale spitzte sich nun zu. Im Juni 1794 hatte es der Pfarrer abgelehnt, dass ein Kapuzinerpater, der in der Gegend sammelte, in Pertolzhofen eine Sonntagsmesse am Johannistag hielt. Gradl war daraufhin nach Murach gekommen und beschimpfte den Pfarrer. Er nannte ihn einen impertinenten, lümmelhaften Pfarrer. Gradl könne in seiner eigenen Kirche Messe lesen lassen, soviel er wolle. Den Tabernakel Schlüssel brauche er nicht mehr, er habe sich selbst einen nachmachen lassen. Der Pfarrer beschwerte sich beim Bischof und rief den Hofmarksherrn von Niedermurach zu Hilfe gegen den „übermütigen Müllerssohn, den Färbergesellen und jetzigen Reichsedlen“. Bald darauf legte Gradl ein Gesuch vor, einen Schloßkaplan anstellen zu dürfen. Der Pfarrer lehnte scharf ab: "Ich würde mich über einen Schloßkaplan, nicht aufhalten, wenn ich nicht die stets ungenügsame Gemütsart der immer mehr fordernden Pertolzhofener, worüber schon meine Vorfahrer die bittersten Klagen führen mußten, fürchten müsste"

Der Sazellan (Schlosskaplan) wird nicht bei der Herrschaft wohnen, sondern erhält einen eigenen Bauernhof mit Scheuer und Stall, Felder, Garten und Wiese, eine Menage (Wohnung) und 50 Gulden in barem Gelde. Nein, gnädigster Fürst und Herr. Hierüber bin und war ich niemals einverstanden. Die Schulvisitation sind von dem pfarrlichen  Amte unzertrennlich und das Heil der Kleinen ist so wie uns der Großen nur auf die Seele des Hirten gebunden, nicht aber eines Söldners.“  Außerdem bestehe die Gefahr, dass Pertolzhofen das Begräbnis und Taufrecht an sich bringen wolle (PaN).

1803 fand in Deutschland eine gewaltige Veränderung der Kirche statt: die Säkularisation. Die geistlichen Fürstentümer wurden aufgehoben, der Staat zog die Kirchengüter ein. Fast alle Klöster wurden aufgelöst, der wertvolle Klosterbesitz kam in landesherrliche Hände und wurde teilweise verschleudert. Die Säkularisation brachte auch das Ende des Klosters Schwarzhofen. Die Bauern von Mantlarn hatten seit Jahrhunderten ihren Zehent nach Schwarzhofen bezahlt. Diesen Zehent wollte Pertolzhofen jetzt für sich gewinnen, um damit die Grundlage für die Gründung einer Pfarrei zu schaffen. Die Zeit für dieses Projekt war äußerst günstig, da in Bayern an vielen Orten neue Pfarreien geschaffen und andere Pfarreinteilungen notwendig wurden. An dem Zehent von Mantlarn ist jedoch die Erhebung Pertolzhofens zur Pfarrei gescheitert. Man hatte übersehen, dass der bayerische Kurfürst zwar bereit war, die Kirchensprengel neu zu ordnen, andererseits keine Einnahmen (die Zehnten wollt nun der Staat) verschenken wollte.

Das Gesuch der Filiale und der umliegenden Dörfer wurde vom Kurfürsten an die oberpfälzische Landesdirektion verwiesen, wo man die Angelegenheit schließlich niederschlug. Das Gesuch der Filiale und der umliegenden Dörfer ist im Staatsarchiv Amberg (fasc.81  Nr. 3635) erhalten. Die Erhebung Pertolzhofens zur Pfarrei scheint der Wunsch des ganzen Schulsprengels gewesen zu sein.

Womit begründete Pertolzhofen seinen Antrag, zur Pfarrei erhoben zu werden?

  1. Pertolzhofen hat eine uralte Filialkirche in der seit 1701 der 3. pfarrliche Gottesdienst von Murach aus gehalten wird.
  2. Die 11 um und um im Zirkel liegenden Ortschaften haben zur Pfarrei Niedermurach einenzu weiten Weg, teilweise über eineinhalb Stunden.
  3. Bei schlechtem Wetter erreichen die Kinder und Erwachsenen die Pfarrei nicht, die Kinder verwildern. Der Ort hat selber einen Geistlichen angestellt, der alle Verrichtungen wie ein anderer Curat Priester durchführt. Viele wären sonst ohne Sakramente gestorben.
  4. Dieser Priester hat jedoch keinen anderen Unterhalt als was hiesige Hofmarkschaft und die anliegenden Dorfgemeinden denselben verreichen: 1 Scheffel (222,36 Liter) Waiz (Weizen), 2 Scheffel Korn(Roggen),  ½ Scheffel Gersten (Gerste), freye Wohnung in dem schon vorhandenen Pfarrhof, 4 Klafter Holz, ein Gemüsgartl und von den Dorfgemeinden 36 Gulden in Geld. Freie Messen wenig, da sie in diesen schlechten Zeiten nicht bezahlt werden können. Die Stolarien (Gebühr für Taufe, Trauung, Beerdigung) zicht alle der Pfarrer ein, so dass der hiesige Priester für seine Arbeit nichts erhält. Aus diesem Grund ist schon der Vorfahrer abgezogen, es besteht Gefahr, dass auch der jetzige nicht bleibt.
  5. Damit hätten die rund 80 Schüler keinen Lehrer, die Gemeinde wäre enttäuscht in ihrer Hoffnung auf eine Pfarrei, die Sterbenden und Kranken blieben ihrem Schicksal überlassen und die Meinung des Volkes wäre: Die Regierung gebe dem Pfarrer Protektion (Interessenwahrung). Das Gesuch von 1804 weist auch darauf hin, dass die Kirche 1500 Menschen fasse, ein Friedhof (um die Kirche), ein Pfarrhof und eine Schule seien vorhanden. Ebenso habe man ein Sanctissimum (Monstranz von Gradl gestiftet) und ein Ewiges Licht in der Kirche.
  6. Ein Lehrer kann sich hier schlecht halten, müsse nebenbei als Schuster oder Schneider sich erhalten. Die bei der Schulvisitation am Schulgebäude festgestellten Schäden wurden beseitigt, mit dem Bau eines bequemen neuen Schulhauses für 150 Kinder ist an einem neuen Platz bereits begonnen worden (dieses Schulhaus war der Vorläufer des 1863 erstellten Baues = jetziges Jugendheim St. Josef!). Gradl hebt beim Schulhausbau die Opfer und Einsatzfreudigkeit der ganzen Bevölkerung hervor.
  7. Für den Seelsorger steht ein feuerfester Pfarrhof mit 3 Zimmern, Stadl, Stall, Gartl, so ander Bequemlichkeiten, auch Wiesen und Felder so man zur Haltung von 2 Kühen notwendig hat, zur Verfügung, was Gradl  in einen Wert von 2000 Gulden anschlägt. Dazu möge nun die Regierung den Zehent des aufgehobenen Nonnenklosters Schwarzhofen geben, den das kleine und unbedeutende Dorf Mantlarn bisher zahlte.

Nach Sazellan Koenig finden wir um 1800 den Schloßkaplan Nirschl in Pertolzhofen. Von 1804 bis 1812 war hier der Sazellan Rogenhofer, der als Stadtpfarrer nach Weiden versetzt wurde. Kurz vor seiner Versetzung beschwerte sich der Pfarrer von Niedermurach beim Bischof, dass der Sazellan die Messen billiger lese und sie sogar verkünde. Pertolzhofen halte sich nicht an den Revers von 1795. Man gebe die Kirchenrechnungen nicht nach Murach herauf und gestalte in Pertolzhofen Festgottesdienste. In allen Punkten habe Pertolzhofen den Revers gebrochen. Auch komme viel weniger Geld nach Murach herauf. Nach Versetzung Rogenhofers bittet Michael von Gradl den Erzbischof um einen neuen Schloßkaplan. Er, Gradl sei schon 63 Jahre alt, es sei ihm nicht möglich den weiten Weg nach Murach zu gehen, auch benötige die Jugend einen Kaplan für den Unterricht. Gradl schlägt den Kaplan Pamler in Altendorf vor. Der Erzbischof bestimmte jedoch Kaplan Held als Nachfolger. Die Rechte des Sazellans wurden  wieder festgelegt: er dürfe nur eine Messe lesen und Schule halten. Festgottesdienste zu halten werde ihm verboten. Gradl setzte nun durch, dass an den 2 Feiertagen, an denen der Pfarrer nicht nach Pertolzhofen kam, für Gradls Familie eine stille Messe gelesen werde. Die Gottesdienstzeiten an Feiertagen blieben 7 bzw.  ½ 8 Uhr. Der Sonntagsgottesdienst durch den Schloßkaplan blieb bis zu Michael von Gradls Tod 1821.

1813 beschwerte sich Pertolzhofen erneut, der Pfarrer halte den 3. Feiertagsgottesdienst nicht ein. Ihm kämen die in Bayern abgeschafften 8 Feiertage zugute. Unterschrieben wurde der Beschwerdebrief von Gradl, Sebastian Bauer in Braunsried, Georg Raab in Pertolzhofen und Johann Forster in Zankendorf. Als Antwort legte der Pfarrer die Originalurkunde von 1701 und eine Aufstellung der Hauptfeste in Pertolzhofen vor. Es waren dies:

  • 2. Hornung (Februar) = Mariae Reinigung
  • 25. März = Mariae Verkündigung
  • Sonntag vor dem 2. Juli = Mariae Heimsuchung
  • 15. August = Mariae Himmelfahrt
  • 8. Sept. = Mariae Geburt
  • Sonntag vor dem 24. Okt. = Mariae Opferung
  • 8. Dez. = Mariae Empfängnis.

Dazu kamen:

  • Sonntag nach Pfingsten = 1. Kirchweih
  • Sonntag nach Jakobi = 2. Kirchweih
  • Erster Sonntag im Oktober = 3. Kirchweih.

Dies waren die feststehenden Gottesdienste vor 1701. Seit dem Vertrag von 1701 musste der Pfarrer jeden 3. Feiertagsgottesdienst in Pertolzhofen halten, dabei die Gottesdienste so legen, dass keiner der obengenannten Tage ausgelassen wurde.

In Bayern herrschte damals ein aufgeklärter und wenig kirchenfreundlicher Minister, Graf Montgelas. Er verbot in dieser Zeit die Wallfahrtsprozessionen, die Fronleichnamsprozessionen in Filialkirchen (in Pertolzhofen fielen einige Jahre die Fronleichnamsprozessionen aus, wie wir aus Kirchenrechnungen ersehen können). Er verminderte auch die Zahl der kirchlichen Feiertage. Deshalb brauchte wirklich, laut Vertrag, der Pfarrer von Murach weniger oft nach Pertolzhofen kommen, obwohl die Jahresbesoldung die gleiche blieb. 1817 wurde als neuer Sazellan Josef Praun bestellt. 1825  brannten in Niedermurach das Mesnerhaus, die Schule und die Sakristei ab. Pertolzhofen wurde aufgefordert, zum Wiederaufbau mitzuzahlen. Da die Filiale ablehnte, schrieb der Pfarrer, dies sei „ein liebloses Verhalten“. „In Zukunft werde ich mich allen Forderungen der Art und was noch immer für Projekte als Errichtung wieder Sazellanie oder sogar Pfarrei von Pertolzhofen aufs Tapete kommen werde, aus Gründen entgegensetzen und verhindern und sollte das nicht vermögen, meine Pfarrei verlassen. Ich halte mich nur an den Vertrag von 1701. Experichtia docct!“

Pertolzhofen scheint in dieser Zeit keinen Schloßkaplan gehabt zu haben. 1829 ließ Anton von Gradl die Turmkuppel neu eindecken. 1832 sande das Ordinariat den Neupriester Weiß aus Nabburg. Dieser Berufung setzte sich Niedermurach entgegen. Es wollte keinen Schloßkaplan in Pertolzhofen mehr zulassen. Murach hatte in diesem Jahr nur einen Pfarrprovisor (Stellvertreter): Dieser junge Herr ging scharf gegen Pertolzhofen vor. Am 29. Okt. 1832 erteilte er dem Lehrer und Mesner in Pertolzhofen den Auftrag, dem erschienen geistlichen Herrn die Kirchtüre zu geistlichen Verrichtungen verschlossen zu halten und die Kirchturm-Glocke nicht zu ziehen. Der Pfarrprovisor hatte auch den Tabernakel Schlüssel an sich genommen und nicht herausgegeben. Der bestellte Neupriester Weiß beklagte sich in einem Brief: „Wenn ich als Gast gekommen wäre, hätte ich die Messe halten dürfen, als da ich admittiert (in diesem Amte zugelassen) bin, verweigert man es.“

Den Streit zwischen Murach und Pertolzhofen beendete der Selige Michael Wittmann, damals noch Generalvikar. Er schrieb an den Priester Josef Reber, Pfarrprovisor in Murach.  Es wird dem Pfarrprovisor bedeutet, dass er kein Recht hatte, die Kirchentüre zu versperren.

„Übrigens wird ihm bemerkt, dass man die in seiner unnötig weitschweifigen Eingabe übel und sonderbar auffallende Aufregung und seine nicht selten in niedrige Gemeinheit ausartenden Ausdrücke und Ausfälle höchst missfällig aufgenommen habe, und ihm wohl geraten haben will, das er sich in Zukunft einer besser anpassenden Correspondenz-Art mit der bischöflichen Oberbehörde bediene.  Michael Wittmann, Generalvikar“;

Der letzte Schloßkaplan Weiß konnte nun ungestört seinen Dienst in Pertolzhofen antreten. Doch die Tage der Schloßkapläne waren gezählt. Der junge Hofmarksherr Anton von Gradl steckte schwer in Schulden. Es kam zum Streit zwischen ihm und der Gemeinde, weil Gradl das Pfarrhöfl als sein Ausnahmhäusl bezeichnete. Außerdem konnte er seinen Schloßkaplan nicht mehr bezahlen und forderte von den Filialangehörigen die alleinige Besoldung des Schloßkaplans. Als Anton von Gradl auf die Gant kam und die Zertrümmerung des Schloßbesitzes begann, war auch die Zeit der Schloßkapläne zu Ende. Für die Filialkirche blieb nur der 3. pfarrliche Sonntagsgottesdienst.

Jahrelang war Pertolzhofen nun ohne Geistlichen; der Schule fehlte damit auch ein Lehrer. Es bestand keine Aussicht, dass Pertolzhofen je einen Geistlichen wieder erhalte.

Die Zeit der Hofkapläne war vorbei. Pertolzhofen war keine adelige Hofmark mehr. Im Schloß wohnte nun der Bauer Allwang, der die Brauerei betrieb und die ehemaligen Hofmarksuntertanen und die Bauern der Umgebung am Biertisch als Wirt bediente. Laut Vertrag mit Niedermurach kam alle 3 Wochen der Pfarrer von Murach und hielt am Sonntag eine Frühmesse. Alle übrigen pfarrlichen Verrichtungen wurden in Niedermurach vorgenommen. Pertolzhofen hatte praktisch auch keinen Lehrer mehr. Im Winter kam von 1817 – 1843  der Maurergeselle Michael Fibert von Murach und „hielt Schule“. Zuvor aber half er in der Frühe gegen Bezahlung beim Dreschen mit der Drischel. Pertolzhofen war in jeder Beziehung arm geworden. Es bestand keine Aussicht, dass je wieder eine bessere Stellung der Filialkirche erreicht würde. Da kam unerwartete Hilfe von einem Mann, der in Pertolzhofen geboren war und sein armes Heimatdorf nicht vergessen hatte: Pfarrer Weinseisen. Er war der Bruder des Hammerherrn und war 1833 Pfarrer in Passau. 6000 Gulden wollte er stiften. Von den Zinsen dieses Geldes sollte ein Benefiziat leben. Weinseisen wollte ein Schulbenefizium stiften. Das Ordinariat in Regensburg war mit der Stiftung einverstanden, aber nur, wenn die pfarrlichen Rechte von Murach in keiner Weise geschmälert würden. Außerdem schlug das Ordinariat vor, doch nicht ein Benefizium (mit Einkommen verbundenes Kirchenamt, Lehensrecht) zu gründen, sondern eine Schulexpositur, da alten Benefiziaten das anstrengende Schulhalten zu beschwerlich würde. Außerdem hätte ein junger Expositus leichter die Möglichkeit, von Pertolzhofen wieder wegzukommen. Alle Teile waren mit dieser Regelung einverstanden, da traf Pertolzhofen ein neues Unglück: 

Pfarrer Weinseisen hatte das Geld bei einem Leuchtenbergischen Kassadiener (Bankangestellten) und Hausbesitzer in München, Louis Reiband, angelegt. Dieser machte Bankrott, das Geld war verloren. Pfarrer Weinseisen war bereits ein betagter Priester und hatte seine Pfarrei verlassen. Jetzt sah er sich gezwungen, nochmal eine Pfarrei zu übernehmen, nämlich Niederaltaich. 1843 trat er erneut an das Ordinariat heran und bot 11000 Gulden als Stiftungskapital für eine Schulexpositur in Pertolzhofen an. Das Ordinariat stimmte zu und betonte, es hoffe, dass durch die Gründung einer Schulexpositur der alte Streit zwischen Murach und Pertolzhofen beigelegt werden könne. Doch der Pfarrer von Murach versuchte ein selbstständig werden Pertolzhofens  zu verhindern. Er wollte, dass der Schulexpositus die Stellung eines Hilfspriesters in Niedermurach erhalte. Doch schließlich siegte der Stifter. Pertolzhofen erhielt einen Schulexpositus, der vom Pfarrer in Niedermurach unabhängig war, aber auch keinerlei pfarrliche Rechte besaß. Er wohnte im Expositurhaus, das die Gemeinde um 300 Gulden von Gradl gekauft hatte. Am 8. April 1845 brachten der Bierbrauer Allwang und der Weber Georg Zinnbauer das  Stiftungskapital nach Pertolzhofen. Am 29. November 1846 wurde die Stiftung vom König bestätigt. Erster Schulexpositus war Joh. Bapt. Scheck (1. Nov. 1844 – 24. Juni 1850). Er musste zuerst in Niedermurach wohnen, bis er als Schulexpositus ernannt war. An die große Tat Pfarrer Weinseisens erinnert in unserer Kirche eine bemalte Holztafel, die den hochherzigen Pfarrer und seinen Bruder als Stifter zeigt.

Der Schulexpositus erhielt als Bezahlung die Zinsen des Stiftungskapitals, das bei Privaten angelegt war. Außerdem erhielt er, was an Schulgeld, nach Abzug von 140 Gulden Jahresbesoldung für den Schulverweser (Vertreter des Schulleiters) übrig blieb. Dazu hatte er freie Wohnung und die wenigen Grundstücke, welche ihm die Gemeinde übrig gelassen hatte (die Gemeinde hatte nach dem Kauf des Pfarrhöfls einen Teil der Gründe verkauft, so dass der Landrichter von Nabel schrieb, das Haus sei ihnen umsonst verblieben!).

Der Schulexpositus mußte im Jahr 165 Stiftmessen für Weinseisen und seine verstorbene Verwandtschaft lesen. Den 3. pfarrlichen Gottesdienst hielt weiterhin der Pfarrer von Murach in Pertolzhofen. Der Schulexpositus durfte am Sonntag nur eine stille Frühmesse lesen, im Sommer um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr. Hochzeit, Taufe und Beerdigung mußten vom Pfarrer in Murach vollzogen werden. Die Provisuren im Ort, in Braunsried, Zankendorf, Mantlarn und Wagnern waren Aufgabe des Schulexpositus (Krankenbeichte, Krankenkommunion und Sterbesakramente = Versehgang). Außerdem musste der Schulexpositus in der Oberklasse der Volksschule den gesamten Unterricht halten. Die Christenlehre für die Feiertagsschüler fand allerdings beim Pfarrer in Murach statt. 

Pfarrer Weinseisens Opferbereitschaft hat Pertolzhofen viel Segen gebracht: Mit dem Schulexpositus erhielt es zugleich einen Geistlichen und einen Lehrer. Aber auch in einer anderen Weise wurde das Stiftungskapital segensbringend. Es war die „Bank“, von der sich die armen Pertolzhofer Geld leihen konnten. Die alten Protokollbücher der Gemeinde (vor 1914) zeigen dies ganz deutlich. Und noch etwas sei nebenbei bemerkt: keiner dieser Schuldner kam durch diese Schulden, die er bei der Weinseisenstiftung hatte, auf die Gant! (nach Hohenester PaPert und PaN).

Bischof und Ordinariat hatten 1845 die Stiftung Weinseisens wärmstens gefördert, weil sie glaubten, dass damit der Streit zwischen Niedermurach und Pertolzhofen beigelegt werden könne. Was zeigen die Urkunden der ersten Jahrzehnte?

Lassen wir einen Brief Pfarrer Friedrichs an das Ordinariat sprechen! Er schreibt dem H.H. Bischof 1863: „Schon gleich beim Antritt meiner Pfarrei mußte ich vernehmen, dass zwischen der oberen und unteren Pfarrei eine Teufelsmauer bestehe. Ich suchte auf die liebevollste Weise, sowohl auf der Kanzel als auch bei anderer Gelegenheit, diese Teufelsmauer zu stürzen, aber alles ist umsonst, ja als mein Kooperator in Gegenwart des H. Herrn Expositus darüber einmal mit dem Gemeindevorsteher Winter Rücksprache nahm, sagte dieser: „Des war a müaßiger Schmaz“. „ Die Pertolzhofer sind ein eigenmächtiges Volk, was als Erbsünde von der letzten Herrschaft Herrn von Gradl zu betrachten ist“.

Es folgen noch Klagen über die Sittenlosigkeit und Unbotmäßigkeit der Pertolzhofer Bevölkerung. Was waren nun die Streitigkeiten zwischen Murach und Pertolzhofen? 

1855 beschweren sich die Pertolzhofer, der Pfarrer halte zu wenige Gottesdienste in Pertolzhofen. 1859 schrieben die Muracher an den Bischof, der Pfarrer sei zu oft in Pertolzhofen! 1853 beschwerte sich Murach, dass die sonntäglichen Messen des Schulexpositus keine stillen Messen seien, sondern oft mit Pauken und Trompeten gespielt werde: „Da kann man die Stimmen des Priesters leicht vermissen!“ (Der Schulexpositus sang also nicht das Amt- aber die Musikanten spielten).

Über den Schulexpositus wurden  ebenfalls Beschwerden vorgebracht: Er hält keine Exhortationen (Ansprachen), sondern richtige Predigten von der Kanzel! Die Nachmittagsgottesdienste waren zu feierlich. Der Kerzenverbrauch war zu groß! Sogar gesungene Litaneien wurden gehalten! Der Schulexpositus teile sogar das Wehwasser aus und begnüge sich nicht mit der gewöhnlichen Benediktion (Segen)! (mit dem Allerheiligsten durfte er sowieso nicht segnen, nur der Pfarrer!). Soweit die Beschwerde Murachs.

1862 wurde in Pertolzhofen die Orgel um 120 Gulden repariert. Nun fragte man an, ob bei Messen des Schulexpositus die Orgel gespielt werden dürfe. Der Pfarrer lehnte die Bitte ab, das Ordinariat sagte zu, es dürfen jedoch vom Schulexpositus keine Ämter gesungen werden.

Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass 1850 Bischof Valentin bei einer Visitation in der Pfarrei das Orgelspiel schon erlaubt hatte.

1863 finden wir einen weiteren Beschwerdebrief des Pfarrers: „Der Expositus hält Bittgänge und Wettersegen ohne Befragen des Pfarrers. Und zu all dem soll ich zuschauen als Pfarrer der Pfarrei Niedermurach!“. Weitere Schwierigkeiten gab es bei der Abhaltung von Hochzeiten in der Marienkirche. Zwei Paare erhielten die Sondererlaubnis von Regensburg: ein Schulgehilfe (Junglehrer) und der neue Bräu Lobinger.

Wie streng der Pfarrer seine Rechte in Pertolzhofen verteidigte, zeigt folgende Tatsache: Die ersten zehn Jahre besaß kein Schulexpositus den Tabernakel Schlüssel in Pertolzhofen. 1855  erhielt ihn der Schulexpositus nur, „damit er Notprovisuren halten könne,“ wie es im Vertrag heißt. In den ersten Jahrzehnten der Schulexpositur wurde das Kirchen Dach ausgebessert, der Kirchstuhlboden ausgebühnt, 14 steinerne Stufen zur Empore gebaut und die Kirche ausgeweißt (1864); Außerdem wurde um 175 Gulden ein Beichtstuhl angeschafft (PaN/Ordin. Regensburg).

1868 wurde als Schulexpositus Johann Nepomuk Schraml nach Pertolzhofen versetzt. Er zählt zu den bedeutendsten Geistlichen, die in Pertolzhofen wirkten. Schraml hinterließ „Chronologische Notizen“, welche 24 handschriftliche Seiten umfassten. Leider ist diese Chronik vor 1912 absichtlich zerfetzt worden, so dass nur noch neun Blätter teilweise erhalten sind, von denen die Hälfte eine Spendenliste darstellt. Schramls geschichtliche Notizen fußen fast ohne Ausnahme auf Sage und mündliche Überlieferung und sind teilweise mit Urkunden zu wiederlegen. Die  Darstellung seines Wirkens ist für uns eine wertvolle Quelle. Auf Seite 5/6 berichtet Schraml über eine Neuregelung der Stellung des Schulexpositus.

Durch Dekret des Hochw. Bisch. Ordinariates Regensburg vom 30. Juni 1866 nach vorausgegangener Vereinbarung des Pfarramts Niedermurach (Pfarrer Friedrich) einerseits und des Expositus (Pürzer), der Kirchen- und Gemeindeverwaltung zu Pertolzhofen (Lobinger, Kirchenpfleger, Legath, Administrationsvorstand)(Verwaltungsvorstand) andererseits, ist der Expositus zu Pertolzhofen verpflichtet und berechtigt:

  1. An allen Sonn-und Feiertagen mit Ausnahme des Fronleichnamsfestes und des Patroziniums der Pfarrkirche, an welchen Festen hier nur eine Frühmesse ist, um 9 Uhr Amt und Predigt oder Homilic ( Unterweisende Gespräche) zu halten.
  2. am Sonntag der Oktav des Fronleichnamsfestes die übliche Prozession, an den festen Mariae Geburt und Empfängnis den pfarrlichen Nachmittagsgottesdienst in Pertolzhofen. Von nun an kam der Pfarrer nicht mehr am 3. Sonntag nach Pertolzhofen, sondern jeden Sonntag hielt der Expositus Frühmesse und Amt. Der Vertrag von 1701 wurde also vom Pfarrer aufgegeben!          
  3. An allen Sonn-und Feiertagen und am Vortag musste er in Pertolzhofen die Beichte hören und die Provisuren in Pertolzhofen, Braunsried, Zankendorf und Wagnern durchführen.
  4. Alle Stiftungsmessen lesen.
  5. Den Rosenkranz vorbeten sollte er an den Abenden der Oktav (8 Tage) von St. Sebastian (20.1.) und an Allerseelen. Insgesamt erhielt der Expositus für die neuen Aufgaben rund 70 Gulden im Jahr mehr, die früher der Pfarrer für seine Dienstleistungen bezahlt bekam.    Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass der Schulexpositus folgende Recht nicht bekam:  Taufe, Hochzeit, Beerdigung. Das blieb Aufgabe und Recht des Pfarrers und wurde in der Pfarrkirche in Niedermurach vollzogen. (Auch der Friedhof war dort!).  

Am 23. März 1876 beantragten die Gemeinde Pertolzhofen, die Orte Zankendorf, Braunsried und Mantlarn und die Kirchenverwaltung von Pertolzhofen, die Wiedererrichtung eines eigenen Friedhofs in Pertolzhofen. Pertolzhofen war damals schon eine eigene Schulexpo-itur und besaß auch einen weltlichen Schullehrer. Das Gesuch kann als ein erster Schritt zur selbstständigen Expositur aufgefasst werden, wurde auch als solcher vom Pfarrer in Niedermurach bewertet. In seiner Stellungsnahme schreibt der Pfarrer: „Grundsatz der Pertolzhofer ist: Zuerst den Finger, dann die Hand; wenn sie einmal den Friedhof haben, dann verlangen sie Taufe, nachher Copulation (Eheschließung) und zuletzt einen eigenen Pfarrer“.

Das Gesuch der Pertolzhofer wird mit der großen Entfernung des Ortes vom Pfarrsitze und den misslichen, oft durch Hochwasser gestörten Wegverbindungen begründet. Sie stellen dem Pfarrer der trotz des Schulexpositus die Funktionen bei der Beerdigung wahrnehmen soll, eine angemessene Vergütung für den Weg nach Pertolzhofen in Aussicht, ja sie würden diese Vergütung auch dem derzeitigen Mesner und Schullehrer von Murach zahlen. Allerdings möchten die Pertolzhofer später einen eigenen Mesner und Cantor (Organisten).                                     

Das Bezirksamt fordert nun vom Pfarrer eine Stellungnahme und statistische Unterlagen. Die Begründung der Pertolzhofer weist Pfarrer Raith als übertrieben zurück: Wege von einer Stunde und darüber seien in den Pfarreien üblich, wenn der Pfarrer bei Hochwasser nach Pertolzhofen kommen könne, könnten auch die Pertolzhofer mit der Leiche heraufkommen. Unfälle seien fast keine bei Beerdigungen passiert. Nur der Schlitten mit dem Sarg der Hammerbesitzersgattin Legath sei bei Glatteis in einen Wassergraben gestürzt, daran seien aber die Pertolzhofer wegen ihrer Ungeschicklichkeit schuld (man hätte eben eine Kette um die Kufen legen sollen). Pfarrer Raith gibt dann einen geschichtlichen Überblick über die Begräbnisse der Pertolzhofer. Diesen Überblick seien einige Notizen aus dem Staatsarchiv  Amberg vorausgeschickt: Schon in der Kirchenverfassung von 1465 wird keine Beerdigung in Pertolzhofen erwähnt, der Friedhofsgang an Allerseelen findet in Niedern Murach statt. Für die Zeit der Reformation bis 1628 ist das Begräbnis der Filialangehörigen in Niedermurach  belegt.  Pfarrer Raith schreibt: Zwischen 1641 und 1676 sind 40 Personen in Pertolzhofen beerdigt worden. (Aus dieser Zeit stammen auch Grabsteine der Hofmarksherrschaft in unserer Kirche).  Raith behauptet, es seien keine Personen aus Mantlarn, Zankendorf und Braunsried in Pertolzhofen beigesetzt worden. „Seit 200 Jahren fand in Pertolzhofen keine Beerdigung mehr statt, mit Ausnahme des dortigen Gutsbesitzers Herrn Michael von Gradl, gest. 1821, welcher daselbst die Gerichtsbarkeit ausübte und in dieser Eigenschaft eine Familiengrabstätte hatte“.

Bereits 1804 und 1848 hatte Pertolzhofen vergeblich versucht, ein eigenes Begräbnis zu erhalten. „Triebfeder ist nicht die Notwendigkeit, sondern offenbar die Rücksicht auf pecuniäre (Finanzielle) Vorteile, da bei Leichenbegängnissen gegessen und viel getrunken wird“, meint Pfarrer Raith (und warum waren die Muracher und ihr Pfarrherr dagegen?).

In der Statistik, die der Pfarrer erstellen muss, werden für die letzten 10 Jahre 110 Sterbefälle aus der Filiale (54 Personen unter 16 Jahre, 56 Personen über 16 Jahre), aus der übrigen Pfarrei 301 Sterbefälle aufgezeigt. Der Verdienstausfall für den Mesner von Murach wird mit 51,89 Mark jährlich angegeben. Das Einkommen des Pfarrers würde sich wegen des Weggeldes um 33 Mark erhöhen. „Das müsste ich aber für Abnützung von Schuhen und Kleidung mehr ausgeben.“ .

Da die Einnahmen aus dem Kirchendienst den Lehrern damals als Gehalt angerechnet wurden, musste auch die Regierung eingeschaltet werden. Ein langwieriger Papierkrieg lief nun ab. Schließlich siegte Pertolzhofen. Das Ordinariat berücksichtigte die Wünsche der Filiale unter folgenden Bedingungen:

1. Die Gemeinde Pertolzhofen muss den Gottesacker der Kirche kostenlos überlassen;

2. Den Friedhof anlegen und ein Steinkreuz bestellen (das Steinhauer Schmalzeder von hier im Haager Steinbruch anfertigte); 

3. Der Pfarrer von Murach muß 3 Mark Weggeld pro Beerdigung erhalten.

Am  4. August 1878 konnte der neue Friedhof eingeweiht werden. Expositus  Daubenmerkel wurde 1888 Pfarrer von Niedermurach und hat als solcher die Pertolzhofer sehr kurz gehalten!

Nach ihm erhielt Pertolzhofen sieben Jahre keinen Priester (1888 – 1895); Pertolzhofen hatte seit Weinseisen einen Schulexpositus und daneben einen Schulgehilfen. Seit 1859 war die Stellung des Schulgehilfen aufgebessert, er wurde Schulverweser (Vertreter des Schulleiters).

Von 1888 – 1895  fehlte jedoch der geistliche Lehrer. So kam in dieser Zeit ein zweiter weltlicher Lehrer. Pertolzhofen strebte nun eine definitive Lehrstelle für den Schulverweser an. Damit musste die Frage der Schulexpositur gelöst werden: Einen Schulexpositus, der nicht zugleich Lehrer ist, gibt es nicht. Nun setzte der Kampf um die selbstständige Expositur ein. Dieser Kampf wurde schon geführt vom neuen Schulexpositus Hausladen. Er selbst hat keinen Bericht über diese Zeit hinterlassen. Was von seinem Nachfolger  Brombierstäudl übel vermerkt wird.  Dennoch, auch Hausladen hat viel erreicht. 1898 wurde vom ganzen Schulsprengel mit 91 Unterschriften  beschlossen wie folgt:

„In Anerkennung der für den ganzen Schulsprengel so nützlichen und notwendigen Errichtung einer selbstständigen Seelsorgeexpositur in Pertolzhofen verpflichten wir uns also:

1. Zum Unterhalte eines selbständigen Seelsorgeexpositus in Pertolzhofen einen jährlichen Beitrag von 250 Mark zu leisten;

2. Dem Expositus im ganzen Schulsprengel eine jährliche Flachssammlung zu bewilligen; 

3. Dem Expositus bei Provisuren je  1 Mark Ganggebühr zu geben.“ 

Anmerkung: die 250 Mark wurden nie bezahlt; nur 10 Bäuerinnen zahlten ihren Flachsbetrag; 1913 trat die Gemeinde Pertolzhofen offiziell von dem Vertrag zurück, nachdem er auch nie zuvor erfüllt worden war. Der Versuch Brombierstäudls, die Flachszahlung in eine Holzlieferung umzuwandeln, scheiterte am Widerstand der Bauern. Man sieht, dass eine selbstständige Expositur auf der Opferbereitschaft der Bewohner nicht zu gründen war! Es musste ein anderer Weg beschritten werden!

Gemeinde und Expositus Hausladen versuchten seit 1895 den bayrischen Staat von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass Pertolzhofen eine selbstständige Expositur erhalte. Diese wurde noch unter Hausladen erreicht. Beim Landtagsabschied Sept. 1912 wurde die Seelsorgeexpositur Pertolzhofen genehmigt. 300 Mark jährlicher staatlicher Dotationszuschuß (fortwährender Zuschuß) wurden gewährt. Bis zur Errichtung der selbständigen Expositur war jedoch noch ein dornenvoller Weg, den 1912 bis 1917 Schulexpositus Brombierstäudl gehen musste. Mit Schulexpositus Brombierstäudl trat der Kampf um die selbstständige Expositur in sein letztes Stadium.  Der bayerische Landtag hatte 1912 seine Zustimmung gegeben und einen Jahreszuschuss von 300 Mark bewilligt. Das Stiftungskapital war auf 30800 Mark angestiegen.

Die wirtschaftliche Frage der Expositur war damit gelöst. Brombierstäudl schreibt: „Es sei vorweg betont, daß den größten Widerstand gegen die Errichtung leisteten: Die parochi (Pfarrei) Niedermurach!“. Sogar Daubenmerkl, der hier 4 Jahre Expositus war – 1 Kuh und 2 Schweine und Hühner etc. füttern konnte aus freiwilligen Futterlieferungen von Seiten der Bauern – war nach seiner Versetzung als Pfarrer von Niedermurach ein erbitterter Gegner der Expositur!

Pfarrer Scharf leistete sich u. a. hier öffentlich im Wirtshaus folgendes: er zog seinen Geldbeutel, schlug über den Tisch damit und rief: „Es kommt halt immer auf den an.“

Nach der staatlichen Genehmigung bedurfte es nur noch der endgültigen Fassionsaufstellung (Steuererklärung). Anscheinend eine leicht Arbeit, der ich mich mit Freuden unterzog. Aber da: die Obstruktion (Verzögerungstaktik). Die zur Kirche gestifteten Gottesdienste konnten nur vom Pfarramt beglaubigt werden. Nach einem Jahr Verzögerung war die Fassionsbestätigung erzwungen. Dann ging es um die Eintragung der „Stola“. (Stolgebühren für verschiedene  Leistungen für den Priester)

Höhepunkt war die Kirchengemeinde - Versammlung in Niedermurach (mit Stöcken bewaffnet waren die Pertolzhofer erschienen; Brombierstäudl hatte ihnen einzeln das Versprechen abgenommen, keinen Tropfen Bier dort zu trinken.). Pfarrer Scharf sagte dort: „Wenn man die Wünsche der Pertolzhofer beachten wollte, müsste man auch nach Enzelsberg und Wagnern einen Geistlichen hinaufsetzen….“. „Wenn ihr nicht unterschreibt, wie ich aufgesetzt habe – so wird´s nichts.“

Kurz darauf wurde Pfarrer Scharf gemütskrank. Die Sache verschob sich um viele Monate, der Krieg tat ein Übriges dazu. Im Juni 1915 kam Pfarrer Gmeinwieser nach Niedermurach. Erst 1917 war es erreicht. Brombierstäudl schreibt: „Heute Karsamstag den 7. April 1917 - abends 5 Uhr werde ich vom Beichtstuhl ans Telefon gerufen: „Königliche Regierung hier, Assessor Dr. Bauer, Regierungsrat Englmann. Die Errichtung ist genehmigt. – Die Ausfertigungspapiere erfolgen nach Ostern“. „Danke, Herr Doktor“.  – Deo gratias!

Am 22. Mai 1917  traf die Genehmigung des Bischofs ein. „Am Sonntag den 24.Juni 1917 verkündete ich von der Kanzel, dass nunmehr mit der Expositurkirche das Tauf- und Trauungsrecht verbunden, somit der Expositus in diesen Handlungen anzugehen ist.“-Die Seelsorge –Expositur  incipit- (Handschrift-Urkunde – Anfang der Expositur)

Der erste Täufling in hiesiger Kirche, der „de jure“ (von Rechtswegen)  vom Expositus getauft wurde, war Georgius Röhrl, das 7. Kind des Josef Röhrl von Braunsried. „Baptizatus est (er ist getauft worden) den 3. Juli 1917, nachm. 1Uhr“ (PaPert/PaN/Diözesanarchiv Regensburg).

(Die Hofstelle Röhrl wurde später Ring, anschließend Hellerbrand und ist jetzt im Besitz von Schindele.)

Die Zeit der Schulexpositur war 1917 zu Ende. Expositus Brombierstäudl verließ in diesem Jahr Pertolzhofen. 1918 übernahm Expositus Anton Hohenester die selbständige Seelsorge-Expositur. Das Jahr 1918 brachte den ersehnten Frieden. Unsere Krieger kehrten heim, viele wurden erst 1919 aus der Gefangenschaft entlassen. Am 29. Dez. 1918 hielt Pertolzhofen eine Feier zu Ehren der heimgekehrten Krieger. „Die gesamte Kriegerschaft des Schulbezirks - circa 95 Mann -  geführt von Leutnant Josef Schneeberger von Oberkonhof (Eisernes Kreuz I und II) marschierte mit Musik in die Kirche, wo ein Dankgottesdienst stattfand. Nach demselben, Ehrung der Gefallenen am provisorischen Kriegergrab am Kirchplatz. Nachmittags weltliche Feier im Schulhaus mit Ansprachen und Gesang; dann gesellige Unterhaltung in den Gasthäusern." (Anm.: Leutnant Schneeberger ist der spätere Studienprofessor Schneeberger. Für die Krieger sprach im Schulhaus Staatssekretär und Ehrenbürger Josef Hartinger).

Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg brachten viel Unruhe und Erschütterung für Deutschland. Durch den Sturz der Monarchie trat eine große Unsicherheit ein, eine Jahrtausend alte Ordnung war gestürzt, das Neue nicht ausgegoren und nicht geliebt. Hohenester schreibt in seinen Notizen: „Die Revolution schlug ihre Wellen auch hinaus auf das Land. Überall eine grenzenlose Verwilderung und Sittenlosigkeit - ein Leben „in Schönheit und Würde“ hatte Eisner prophezeit, namentlich unter der jeglicher Zucht feindlichen halbwüchsigen Jugend. Selbst die Schule ist angesteckt.“. – Die Aufhebung des Tanzverbotes brachte (wie nach allen Kriegen) eine Tanzwut. Die Revolution 1918 brachte auch für die Organisation der bayerischen Volksschulen einen tiefgehenden Eingriff. Bis 1919 war der Dekan eines Kreises Kreisschulinspektor, hatte also die Aufgaben eines Schulrates;   

Der Ortsgeistliche war Lokalschulinspektor, hatte damit die Schulaufsicht am Orte. Diese Organisation wurde durch den Kultusminister Hoffmann in Bayern aufgehoben. Für die Lehrerschaft war damit ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Die Geistlichkeit, deren Verdienste um das Schulwesen unbestreitbar groß waren, wurde durch die Art und Weise, wie sie abgesetzt wurde, schockiert. Es war zu befürchten, dass mit Aufhebung der Schulaufsicht auch Eigentum der Kirche geraubt werde. Diese Befürchtung veranlasste Expositus Hohenester, ernsthafte geschichtliche Studien zu betreiben. So entstand das erste Kapitel der Schulgeschichte Pertolzhofens. Der Expositus durchsuchte alle Archivakten über unsere Schule im Staatsarchiv Amberg, im Archiv des Bezirksamtes und der Pfarrei Niedermurach. 

Seine Forschungen bilden die Grundlage der Schulgeschichte, die dann von Hauptlehrer Weiß bis 1962 weitergeführt wurden. (Diese Arbeit liegt bei der Schulleitung). Die schulgeschichtlichen Notizen von Hohenester umfassen 17 handgeschriebene Seiten mit folgenden Kapiteln:

  1. Das alte Schulhaus: (1804 aus Kirchenmitteln erbaut, Alleineigentum der Kirche = Mesnerhaus; 1863 abgerissen; ein neues Schulhaus am gleichen Platz gebaut: Kirche und Schulsprengel bezahlen für den Neubau je die Hälfte);
  2. Die neue Lehrer- und Mesnerwohnung: ( 1904 erbaut; Kirche zahlt die Hälfte, die  6 Gemeinden zusammen die andere Hälfte);
  3. Geschichtliche Notizen über die Schule in Pertolzhofen,
  4. Errichtung der Schulexpositur Pertolzhofen (eine Seite);

1920 wurde der Lehrer und Mesnerdienst getrennt. Die Lehrer erhielten nun ihr volles Gehalt vom Staat. Oberlehrer Königer behielt jedoch weiter den Chordienst. 1919 erlebte Pertolzhofen als selbstständige Expositur zum ersten Male die Karwochen Funktionen: Gründonnerstagliturgie, Karfreitag, Wasser und Feuerweihe am Karsamstag, feierliche Auferstehung. Bisher wurden diese liturgischen Handlungen in der Pfarrkirche Niedermurach vollzogen. 1919 stiftete Matth. Ring, Privatier (finanziell gut gestellte Person) von Pertolzhofen,  für 400 Mark das Hl. Grab, das Maler Betz und Schreiner Stubenvoll von Pfreimd anfertigten.

Ein großes Ereignis war die zum ersten Male hier abgehaltene Mission vom 9. – 16. November 1919.  Eine Wirkung der Mission war die Gründung des III. Ordens, dem 50 Mitglieder aus dem ganzen Schulsprengel beitraten.

Eine Reihe von hochherzigen Stiftungen wurden für die Marienkirche gemacht: Ein Rauchmantel für 1200 Mark, ein weißes Meßgewand für 600 Mark, ein Kelch für 500 Mark. 1919 war die mittlere Glocke gesprungen, zwei Bauern aus Mantlarn und zwei aus Wagnern ließen auf ihre Kosten   (700 Mark), die Glocke umgießen. (Diese Glocke mußte im 2.Weltkrieg abgeliefert werden und kehrte nicht zurück). 1919 wurde im Kirchengestühl der Schwamm beseitigt, eine teure und schwere Arbeit. 1919 wollte die Kirchenverwaltung wegen der hohen Holzpreise und andererseits der gestiegenen Ausgaben der Kirche (1Liter Messwein 14 Mark) den gesamten schlagbaren Bestand des Kirchenwaldes verkaufen. Die Gemeinde erhob Einspruch, weil das Holz an einen Händler gegeben wurde: Man wollte eine allgemeine Versteigerung des Holzes. Der Einspruch hatte zur Folge dass nur für 12000 Mark abgeholzt wurde. Das übrige Holz überstand die Inflation von 1923. 1921 kaufte die Kirche eine neue Kommunionbank für 2640 Mark, die Schreiner Stutzer in Bayreuth fertigte. Das Geld wurde Großenteils gespendet.

1922 erhielt zusammen mit dem unteren Dorf auch das Expositurhaus die Wasserleitung. Das Jahr 1923 vernichtete mit der Inflation den größten Teil des Kirchenkapitals. Die Expositurkirche war arm geworden. Aber auch die Bevölkerung hatte ihr Erspartes verloren.   

Nach der Inflation wurde 1925 der Pfarrhof verputzt. Das war Aufgabe der Gemeinde, die damals Eigentümerin des Hauses war. Eine große Aufgabe meisterte Expositus Hohenester mit dem Außenputz der Kirche. Die Durchführung  wurde der Firma Norgauer Schwarzenfeld für 2650 Mark übergeben 1000 Zentner Sand und Kies lieferten die Porphyr Werke Freihung. Neun Stockwerke hoch war das Stangengerüst am Turm. Auch der Schieferdecker arbeitete am Turm. Die ganze Reparatur ging ohne Zwischenfälle vonstatten. Schwierigkeiten bereitete nur die Kostendeckung. Das Geld war 1926 knapp. Und trotzdem wurden die gesamten Kosten durch Spenden des Schulsprengels gedeckt. Jedes gute Werk ist in den Notizen für die Nachwelt überliefert.

  • Aus  Mantlarn stifteten acht    Wohltäter: 285,-  Mark
  • aus  Wagnern zwölf: 500,-  Mark
  • aus  Braunsried vier: 195,-  Mark
  • aus  Zankendorf sieben: 365,-  Mark
  • aus  Dürnersdorf / Irlhof zehn: 341,-  Mark
  • aus  Enzelsberg zehn: 538,-  Mark
  • aus  Raggau vier: 110,-  Mark
  • aus  Höflarn drei: 60,-  Mark
  • aus  Oberkonhof fünf: 130,-  Mark
  • aus  Pertolzhofen 34: 563,-  Mark.

Dazu kamen aus Pertolzhofen noch freiwillige Arbeit und Leistung von Spanndienst. Einige Wohltäter ließen noch Figuren in der Kirche renovieren. Allgemein fällt auf, dass in den ersten zehn Jahren der selbständigen Expositur ein großer Opfergeist zu finden war.

1928 verließ Expositus Hohenester unser Dorf und wurde Pfarrer in Pfraundorf.

Von 1928 bis 1934  war Franz Lackermeier Expositus in Pertolzofen. Es war eine Zeit großer wirtschaftlicher Not. Aber auch politisch war es eine unruhige Zeit. In den Notizen Lackermeiers spürt man davon wenig. Er suchte in dieser Zeit die Menschen an sich zu ziehen, echte Geselligkeit zu pflegen, zur Verinnerlichung beizutragen. So gründete er 1928 den Kath. Presse-Verein mit Bibliothek. Das gute Bibliotheksbuch kommt seit dieser Zeit in die Familien des Schulsprengels. Am 8. Dezember 1929 wurde der Kath. Burschenverein gegründet, der schon in den ersten Jahren ein blühendes Vereinsleben und religiöse Vertiefung zeitigte. (hervorbrachte)  Die großartigen Theaterabende des Vereins sind heute noch in guter Erinnerung. 1928 ließ Lackermeier das elektrische Licht in Kirche und Expositurhaus einrichten. („Ohne Licht kann ich nicht leben“, schrieb er in den Notizen). (Nur wenige Häuser bezogen damals den Strom von der Firma Sauer in Pertolzhofen. Für die meisten Häuser war das Elektrische finanziell nicht erschwinglich).  1929 wurde zum ersten Male eine Krippe auf dem Seitenaltar aufgestellt. Schreiner Adam Bauer von Pertolzhofen schnitzte die Figuren. Die Kreuzwergstationen auf dem Kalvarienberg wurden renoviert, steinerne Stufen von der Straße zur Kirche hin verlegt, ein Fenster vom Oratorium der Sakristei zur Kirche hin gebrochen,  (vom 1. Stock der Sakristei in den Altarraum).

1934 – 1948, in schwerster Zeit, war Korbinian Zeitler Seelsorger in Pertolzhofen. Bis 1937 herrschte bitterste Not, Arbeitslosigkeit, und dann immer stärkerer Druck des nationalsozialistischen Staates auf die kirchliche Tätigkeit (Verbot der kath. Vereine, Bespitzelung der Predigten).

Von 1939 – 1945 Weltkrieg. Nachkriegsjahre: Flüchtlingselend, Heimkehrer Schicksale, Hamsterer-Zeit, Hunger.

Wer es erlebt hat, möge es nicht vergessen, wer es nicht erlebt hat, lasse es sich von den Älteren erzählen. Dem Chronisten (Rudolf Weiß) liegen keine Notizen von Expositus Zeitler vor, doch hat er diese Zeit miterlebt: als sein Schulbub, als Erstkommunikant, als sein Schüler im  Chorgesang, als Mitglied in seinem Burschenverein, als Student, der sich Rat bei ihm holte.  In einer Bauernstube feierte die kath. Landjugend 1948 Abschied von ihm. Als Abiturient hielt ich (Rudolf Weiß) ihm damals die Abschiedsrede. Die wichtigsten Gedanken seien hier wiederholt, um Zeitlers Wirken in Pertolzhofen zu umreißen. Wir dankten damals unserem Präses, dass er nach dem Krieg die Kath. Vereine neu aufbaute und uns ein geistlicher Vater in der Kath. Landjugend war. Wir erinnerten daran, dass er im Kriege in steter brieflicher Verbindung mit den Soldaten an der Front und in Gefangenschaft geblieben war.  Expositus Zeitler erwarb sich bleibende Verdienste um unsere Kirche: 1936 ließ er die Kirche innen renovieren. Die übertünchten Gemälde wurden wieder aufgedeckt, unser Gotteshaus zu einem wahren Schmuckkästchen gemacht. Zeitlers künstlerischer Sinn zeigte sich im Schmuck der Kirche, der gärtnerischen Gestaltung des Friedhof, der Rosenanlage um die Kirche, bei der Gestaltung der Krippe und der Ausbildung der Chorsänger. Der Bischof vertraute ihm 1948 eine der schönsten oberpfälzer Kirchen an: Die Klosterkirche Ensdorf, die Pfarrer Zeitler ebenfalls mustergültig renovieren ließ.

Kurz vor der Währungsreform 1948 wurde Expositus Johann Beer nach Pertolzhofen versetzt. Wieder war Kirchenkapital der Inflation zum Opfer gefallen.

Die wichtigsten Ereignisse in der Expositur hat Expositus Beer selbst zusammengefasst:

  1. Durchführung der Verhandlungen zur Übereignung des Expositurhauses an die Kath. Kirchenstiftung Pertolzhofen auf Grund einer Abmachung zwischen der Gemeinde Pertolzhofen  und dem Bischöflichen  Ordinariat Regensburg, als Auflage zur Errichtung einer selbstständigen Seelsorgeexpositur. Am 4.10.1949 notarieller Vertrag.
  2. Oktober 1949 Instandsetzung der ruinösen Joh. Nepomuk-Kapelle äußere und innere Renovierung. Verputz des Expositurhauses.
  3. Vervollständigung des Geläutes durch Anschaffung der mittleren sogenannten 11 Uhr-Glocke, die im Krieg abgeliefert werden mußte und nicht mehr heimkam. Am 15.10.1950 Weihe dieser Glocke zu Ehren des hl. Josef, des Arbeiters; 5 1/2  Ztr. schwer, Ton „ h“.
  4. Abrundung der Expositur durch Einpfarrung der 3 Häuser in Mantlarn, die in die Pfarrei Schwarzhofen gehörten ( Fam. Baier, Betz, Süß) Dez. 1951.
  5. Gründung der Marianischen Männerkongregation am 5.3.1950. Aufnahme von 82 Mitgliedern. 19.4.1953  Fahnenweihe der MC (wertvolle Kongregations -  Fahne mit Stickerei / Dorfansicht und Gnadenbild). 1954 Feier des Marianischen Jahres. Belebung der früheren Wallfahrten   (zur Gewinnung des Jubiläumsablasses), Wallfahrten der Pfarrei Niedermurach in unsere Marienkirche; große Jugendwallfahrt des Dekanats ( ca. 700 Jugendliche ) anlässlich des 25. Jubiläums des Kath. Burschenvereins Pertolzhofen;  Sodalen - Wallfahrt aus drei Nachbarpfarreien; Einführung des Kongregationsfestes jeweils am Sonntag nach Maria Geburt zur Erinnerung an das Wallfahrtsfest.
  6. 1956 Errichtung des Kriegerdenkmals für die gefallenen Krieger 1939 -1945, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Neugestaltung des Kirchenaufganges. Elektrisches Orgelgebläse; Renovierung des Kreuzweges auf den Kalvarienberg.

Expositus Beer wurde 1957 als Pfarrer nach Pielenhofen versetzt. Ihm folgte von 1957 bis 1967 Expositus Fritz Hackl. Pertolzhofen hat in den 10 Jahren seines Wirkens einen großen Aufschwung genommen. Unermüdlich plante und warb er, jedes Jahr löste er neue Aufgaben, die dringend einer Lösung bedurften. Der Hochaltar mit dem Gnadenbild wurde renoviert und erstrahlte in neuem Glanz, ein elektrisches Läutwerk  und eine neue Turmuhr wurden angeschafft, neue Kirchenfenster eingesetzt, ein neues Dach für das Gotteshaus gekauft, die Kirche außen renoviert. Er nahm die Last auf sich, das Expositurhaus umzubauen und endlich wohnlicher zu gestalten. Er warb und rang mit, um ein neues Schulhaus in Pertolzhofen zu errichten. Das alte Gebäude aber, das zur Hälfte der Kirche gehörte, baute er aus zu einem Jugendheim. In engster Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurde der Friedhof erweitert, ein Leichenhaus erbaut und ein neues Kriegerdenkmal errichtet und eingeweiht.  Am 20. Februar 1967 verschied Expositus Fritz Hackl  infolge eines Herzinfarktes schnell und unerwartet. Am 23. Februar hat ihn seine treue Seelsorgegemeinde, begleitet von vielen Geistlichen und Freunden, in Deggendorf neben seiner Mutter beigesetzt.

Von 1967 bis 1980 war Pater Fritz Bumiller Expositus in Pertolzhofen. Er ließ unseren Kirchturm, der bis dahin mit Schiefer gedeckt war, restaurieren und mit Kupferblech eindecken. Eine elektrische Kirchen - Heizung wurde eingebaut und die Kirche innen renoviert. Dabei wurden die Gurtbögen und die Gewölbe-Zwickel wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht.

Pfarrer Hans Kraus übernahm von 1980 bis 1999 zusätzlich zu Niedermurach, nun auch die Versorgung der Expositur Pertolzhofen. Durch den Priestermangel wurde die Expositur Pertolzhofen vom Bistum aus nicht mehr mit einem eigenen Expositus besetzt. Damit war für die Expositur das wichtigste ihrer Selbstständigkeit verloren gegangen.

Pfarrer Leo Heinrich übernahm von 1999 bis 2012  unsere Expositur von Teunz aus. Pfarrer Kraus war noch bis 2000 als Pfarrer von Niedermurach tätig.     

Ab dem Jahr 2000 war nun Pfarrer Heinrich für die ganze Pfarreien Gemeinschaft zuständig. Unter seiner Regie wurde 2001 die Marien-Kirche außen renoviert und die Außentreppe zum Turm entfernt, auch der Dachstuhl wurde restauriert. 2002 bis 2003 folgte die Innenrenovierung und Auffrischung der Gemälde.

Es wurde dabei auch eine neue Licht- und Lautsprecher-Anlage installiert. 2004 kam ein neuer Volksaltar mit Ambo dazu, des Weiteren wurde die Taufkapelle renoviert sowie die Orgel  instandgesetzt. Auch die Kirchenbänke und die Heizung wurden erneuert. Gesamtkosten dieser Maßnahme:  1,1 Mio € !  Von 2007 bis 2012 wurde der Friedhof mit Leichenhaus renoviert und eine neue Glocke mit Glockenstuhl für das Leichenhaus angeschafft. 2012 konnte das schmiedeeiserne Lüftungsgitter für den Kircheneingang eingebaut werden. Pfarrer Heinrich ließ sich 2012 nach Leiblfing versetzen, um in der Nähe seiner Heimat, leichter seine Eltern besuchen zu können.

Von 2012  bis heute werden wir von Pfarrer Herbert Rösl ebenfalls von Teunz aus betreut. Der vom Diözesan Bauausschuss, als einsturzgefährdet eingestufte ehemalige Pfarrhof, wurde 2015 unter seiner Federführung abgerissen und auf dem Gelände Stellplätze für Kirchenbesucher erstellt. Als nächste bauliche Maßnahme hat er die Renovierung der Nepomuk- Kapelle in Planung. Ganz generell ist zu all den Geistlichen, die unsere Expositur in diesen einhundert Jahren betreut haben, vor allem noch zu sagen, dass hier in dieser Auflistung, die baulichen Maßnahmen nur lückenhaft aufgelistet sind. Die meiste Zeit ihres Wirkens haben sie ja bei Gottesdiensten, Religionsunterricht und den vielfältigen kirchlichen Tätigkeiten verbracht. Auch nicht vergessen soll man die viele Zeit, die sie fürsorglich, tröstend und aufmunternd mit uns und unseren Vorfahren verbracht haben.

Für diese seelsorgerische Tätigkeiten gilt unser besonderes  „Vergelts Gott“, an all diese Priester.

Seit nun die Pfarreien-Gemeinschaft Teunz – Niedermurach -  Pertolzhofen besteht, sind Gott sei Dank, diese alten kirchlichen Streitigkeiten zwischen Pertolzhofen und Niedermurach ausgeräumt. Beide sitzen im gleichen Boot und keiner kann auf seine Rechte für einen eigenen Pfarrer bzw. Expositus pochen. Die Kirchenverwaltungen von Niedermurach und Pertolzhofen arbeiten bestens zusammen, was hoffentlich so bleibt. So werden z. B. finanzielle Zuwendungen seitens des Bistums an die Pfarrei, anteilsmäßig nach der Anzahl der Personen aufgeteilt. Soweit möglich werden für beide Seiten die gleichen Vorgaben gemacht, z. B. gleiche Friedhof-Verordnung mit gleichen Gebühren. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird immer besser, leider nicht so schnell wie von manchen gewünscht. Dabei müssen aber, die über Jahrhunderte andauernden Schwierigkeiten, berücksichtigt werden. In der heutigen Zeit, da jeder Pfarrer froh ist, wenn er einen Aushilfspriester für einen Gottesdienst erhält, kann man sich einfach nicht mehr vorstellen, dass der damalige Pfarrer von Niedermurach 1794 einen Kapuzinerpater, der in der Gegend sammelte, diesem verweigerte, am Johannistag in Pertolzhofen, die Sonntagsmesse zu halten. Die Pertolzhofener beschwerten sich 1855, dass der Pfarrer zu wenige Gottesdienste bei ihnen halte. 1859 schrieben die Muracher an den Bischof, der Pfarrer sei zu oft in Pertolzhofen. 

So ging es hin und her. Sogar über gesungene Litaneien und die Segnung mit Weihwasser am Gottesdienstende beschwerte sich Murach, sowie über erteilten Wettersegen, Bittgänge und den hohen Kerzenverbrauch. Dass es bei dieser Loslösung von der Pfarrei oftmals ums Geld ging, zeigt vor allem, was sich Pfarrer Scharf leistete, als er seinen Geldbeutel zog und ihn auf den Tisch schlug mit den Worten: „Es kommt halt immer auf den an.“

Solche Unstimmigkeiten brauchen eben Zeit, bis sie überwunden sind. In dieser keineswegs vollständigen geschichtlichen und zeitlichen Zusammenstellung habe ich versucht, die Probleme aufzuzeigen, die entstehen, wenn sich ein Ort aus einer Pfarrei, zu einer selbstständigen Expositur machen will. Rechte freiwillig aufzugeben, vor allem wenn sie auch noch einen finanziellen Vorteil erbracht haben, ist eben aus menschlicher Sicht sehr schwierig.

Eines hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert: Pertolzhofen gehörte immer und auch heute noch, zur Pfarrei Niedermurach.

Sta = Staatsarchiv Amberg

PaPert = Expositur Pertolzhhofen

PaN = Pfarramt Niedermurach

Kirchenpfleger : Josef Hoch; 2017

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